Projekt

Inhalt des Projektes ‘eSociety Bodensee 2020′

Die Idee

Innovationen sind wichtige Triebkräfte für Wirtschaft und Gesellschaft. Angesichts der Globalisierung unseres Wirtschaftsraums wird es immer wichtiger, dass sich die Bodensee-Region als Innovations­standort im Herzen Europas erfolgreich behauptet. Unsere Konkurrenz kommt heute aus Asien und jenen Regionen Europas, die sich bereits sehr konsequent als Innovationsstandorte positioniert haben. Die Bodensee-Region könnte hier von den Informations- und Kommunikations­technologien profitieren. Sie sind weniger ressourcen- als vielmehr wissensintensiv, brauchen wenig Raum, sind in hohem Masse umweltverträglich und leben von der Diversität und Vernetzung, wie sie rund um den Bodensee bereits gepflegt wird. Informations- und Kommunikationstechnologien gelten weltweit als richtungsweisende Zukunftstechnologien und eröffnen Wirtschaft und Gesellschaft erstklassige Möglichkeiten.

 Unser Ansatz für die Bodensee-Region zeichnet sich durch zwei Besonderheiten aus: Erstens muss wirtschaftliche Innovation durch gesellschaftliche Innovation begleitet werden, um einen nachhaltigen Raum für Innovation zu schaffen. Beide Bereiche, Innovation “für” und “aus” der Gesellschaft, können sich gegenseitig verstärken. Zweitens sind Informations- und Kommunikationstechnologien nicht nur Gegenstand, sondern auch Mittel der Innovation. Moderne Technologien ermöglichen es, offene Innovationsprozesse zu entwickeln, in denen die Menschen der Region in Ideenfindungs- und Umsetzungsprozesse involviert werden. Daher verfolgen wir offene Innovationen, denn die gezielte Öffnung der eigenen Innovationsprozesse kann einen strategischen Vorteil für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung der Bodensee-Region gleichermaßen bedeuten.

Die Vision einer eSociety Bodensee 2020

Bis 2020 soll die Bodensee-Region durch den Einsatz innovativer Informations- und Kommunikations­technologie zu einer führenden Region offener Innovationen ausgebaut werden. Ziel ist es, dass nicht nur die Wirtschaft gemeinsam mit der Wissenschaft nachhaltige Innovationen mit neuartigen Werkzeugen, Produkten, Dienstleistungen und Veranstaltungen generiert, sondern dass diese Angebote auch von der Gesellschaft, den Bürgern, der Politik, der Verwaltung, den Medien, der Kunst und Kultur sowie im Gesundheitswesen genutzt werden, um so aktiv Innovationen mitzugestalten. Durch dieses Zusammenspiel eröffnen sich für die Bevölkerung im Bodenseeraum ganz neue Perspektiven und Möglichkeiten der Zusammen­arbeit und der Vernetzung. Zudem können vollkommen neuartige Innovationsimpulse für und über die Region hinaus entstehen. Gerade die Verknüpfung gezielter Innovationsförderung mit den Chancen sozialer Medien und leicht bedienbarer Webtechnologien unter Einbindung aller Gesellschaftskreise macht die Region zu einer echten Innovationsregion in allen (oben genannten) gesellschaftlichen Bereichen.

Das Vorhaben nutzt die in der Bodensee-Region vorhandene kulturelle Vielfalt, setzt auf die guten Voraussetzungen für Innovationen, baut diese mit Fokus auf eine vernetzte Gesellschaft systematisch aus und beteiligt dabei vor allem die Bürger. Innovationen sind keine programmatische Vorgabe, sondern entwickeln sich durch die Ideen und Interaktionen der Menschen im Bodenseeraum. Damit unterstützt die Idee der eSociety Bodensee 2020 die Zielsetzungen der Internationalen Bodenseekonferenz (IBK), wie sie in ihrem Leitbild von 2008 formuliert sind.

Die Gesellschaft auf dem Weg zur eSociety

Die Durchdringung des Alltags mit Informations- und Kommunikationstechnologien nimmt immer stärkere Ausmaße an. Das Internet, soziale Medien und Smartphones haben in den letzten Jahren bei zunehmender Breitbandvernetzung einen rasanten Einzug in unser alltägliches Leben gehalten. Dies hat schon jetzt zu wesentlichen gesellschaftlichen Veränderungen geführt. Die Digital Natives integrieren das Internet nicht nur in ihr eigenes Leben, sondern erwarten dies auch von ihrer gesellschaftlichen Umgebung. Aber auch die übrigen Menschen unserer Gesellschaft können sich dem Einfluss der eSociety kaum mehr entziehen.

In idealer Weise unterstützen die neuen Möglichkeiten gesellschaftliche Entwicklungen wie etwa den Wunsch nach mehr Transparenz oder stärkerer Teilhabe an gesellschaftlichen Meinungsbildungs­prozessen. Von diesem fundamentalen Wandel ist die Gesellschaft als Ganzes betroffen. Einerseits sind innovative Nutzungskonzepte für Informations- und Kommunikationstechnologien in der Gesellschaft zu entwickeln. Zugleich sollten Überlegungen angestellt werden, wie solche Konzepte gesellschaftlich nachhaltig einzuführen sind. Dabei ist auch an gesellschaftliche Risiken zu denken. Insgesamt sollte ein ausgewogenes Neben- und Miteinander digitaler und nicht-digitaler Bestandteile angestrebt werden. Es sind Zukunftsbilder einer offenen vernetzten Gesellschaft zu entwickeln und mit Leben zu füllen, die derartige Faktoren berücksichtigen und einen gesellschaftlich, wirtschaftlich und kulturell nutzbringenden Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien erlauben.

Die eSociety als Quelle für Innovation

Eine eSociety verschafft der Bodensee-Region einen einzigartigen Raum für Innovationen und Innovationsimpulse. Erfolgreiche Innovationen und deren Umsetzung sind fast immer ein Produkt der Zusammenarbeit verschiedener Menschen in Gruppen, Gemeinschaften und Teams. Gerade die Berücksichtigung gesellschaftlicher Vielfalt (Diversität) kann zu nachhaltigen Innovationsimpulsen führen. Jede produktive Zusammenarbeit basiert auf kollaborativen Pro­zessen, die letztlich Kommuni­kation erfordern. Das World Wide Web hat in Verbindung mit modernen Kommunikations­mitteln wie etwa den sozialen Medien (beispielsweise Facebook, Twitter und Wikipedia) die Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Menschen signifikant erweitert und substantiell verändert. Unter diesen Rahmenbedingungen erweist sich insbesondere das Thema „Open Innovation“, also die gezielte Öffnung der Innovationsprozesse nach Außen, in die Gesellschaft, als äußerst wichtig. Dies gilt nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für die Gesellschaft als Ganzes, für Politik und Verwaltung ebenso wie für sonstige gesellschaftlich relevante Gruppen.

Ziel ist es, die eigene Innovationskraft aller gesellschaftlichen Akteure nachhaltig freizusetzen. Dies ist besonders deswegen sinnvoll, weil sich alle gesellschaftlichen Akteure laufend den Heraus­forderungen unserer schnelllebigen und komplexer werdenden Gesellschaft stellen und anpassen müssen. Dies kann nur auf Basis der eigenen Innovationsfähigkeit erfolgen. Die Frei­setzung dieses Innovationspotentials ermöglicht nicht nur den Ausbau der individuellen Entfaltungsmöglichkeiten, sondern auch die strategische Nutzung und Stabilisierung der Innovationskraft der Gesellschaft (Wirtschaft, Bürger, Verbände, Politik, Verwaltung) als Ganzes.

Die Kraft der offenen Innovation

Ausgehend von der Fragestellung, wie sich die Gesellschaft und ihre vielfältigen Akteure diese Entwicklung bis 2020 zu eigen machen können und sollten, bekommen Überlegungen zur offenen Innovation eine ganz neue Bedeutung. Bisher gibt es noch kein verbreitetes Bewusstsein in den verschiedenen gesellschaftlich relevanten Gruppen, wie die Möglichkeiten des Internet, der sozialen Medien, der Breitbandvernetzung und einer offenen Innovationskultur nutzbringend verwendet werden könnten. Zum Teil besteht sogar die Sorge (aktuell nach den Erfahrungen mit Stuttgart 21, der Guttenberg-Affäre und den Unruhen im arabischen Raum), den engen Kontakt mit allen Bevölkerungsschichten zu verlieren. Konsequenterweise stellt sich für viele Verantwortliche die Frage, ob sich kooperativ und kollaborativ angelegte Formen der Zusammenarbeit überhaupt in bestehende Strukturen von Politik, Verwaltung und Gesellschaft einfügen. Ebenso besteht die Sorge, nicht mehr die gesamte Bürgerschaft zu erreichen. Solcherlei Einschätzungen sind auch die Folge einer unzureichenden Berücksichtigung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien in der Aus- und Fortbildung von Mitarbeitern, Führungskräften und Politikern.

Die Bodensee-Region und die IBH nehmen eine Vorreiterrolle als Impulsgeber für eine offene, wohlverstandene und bürgerorientierte Innovationskultur ein. Durch die gezielte Ansprache interessierter Bürger lassen sich in allen gesellschaftlichen Bereichen einer vernetzten Gesell­schaft die Anzahl der Impulsgeber und die Anzahl der Impulse steigern. Dies kann zu echten Innovationen, zur abgewogenen Meinungsbildung und zur gemeinsamen Bildung und Gestaltung von Ideen, Konzepten, Angeboten und Veranstaltungen durch und mit Bürgern, Unternehmen, Behörden und sonstigen gesellschaftlich relevanten Gruppen führen. Die vorhandenen Innovations- und Kreativitätspotentiale und die bereits zur Verfügung stehenden Werkzeuge, Dienste, Angebote und Formate lassen sich für technische, organisatorische, politische und gesellschaftliche Fragestellungen gleichermaßen nutzen. Darin liegt die Kraft der offenen Innovation, durch welche die Vision einer modernen Bürgergesellschaft zum Wohle aller realisiert werden kann.

Open Innovation aus der Bodensee-Region

Rund um den Bodensee gibt es viele innovative Menschen. Das interkulturelle Umfeld im Vier-Länder-Verbund, die starke Wirtschaft und der hohe Freizeitwert der Region bilden ideale Voraussetzungen für ein so genanntes “Kreatives Cluster”. Bereits heute gibt es eine Vielzahl an Lehrstühlen, Forschungsinstituten, Kompetenzzentren, Unternehmen und Freiberuflern, die sich mit offenen Innovationen, Innovationsmanagement und Informations- und Kommunikations­technologien für Unternehmen beschäftigen. Aber es fehlt noch an der entsprechenden Koordination der verschiedenen Angebote, die eine systematische Nutzung der Kompetenzen zur strategischen Differenzierung der Bodensee-Region möglich macht. Dabei ist nicht nur an die Wirtschaft, sondern auch an Politik, Verwaltung, Medien, Kunst, Kultur oder Gesundheitswesen zu denken, die immer wichtiger werdende Bestandteile unserer Gesellschaft darstellen.

Hier besteht ein besonderes Potential, durch Open Innovation die vielen Innovationskräfte der Bodensee-Region zu bündeln. Neuere Ansätze des Informationsmanagements wie “Open Data” und “Open Government” gehen bereits sehr konstruktiv mit aus der Bürgerschaft stammenden Innovationsimpulsen um, etwa in Planungsverfahren, bei der Haushaltsaufstellung oder in Meinungs­bildungsprozessen. Stehen beispielsweise die Haushaltspläne einer Gemeinde als offene Daten bereit, können sie mit Hilfe der Open-Source Software „Offener Haushalt“ verständlich visualisiert und jedermann zugänglich gemacht werden. Die integrierte Kommen­tierung eröffnet der öffentlichen Haushaltsdiskussion neue Facetten in Richtung Bürger- und Beteiligungshaushalte. Andere Beispiele, bei denen der Nutzen offener Innovation für die Bodensee-Region auf der Hand liegt, sind etwa ökologische Fragen und die Optimierung der Mobilität in der Region. Ganz im Sinne einer konstruktiven Weiterentwicklung bestehender Organisationen und Prozesse eröffnen solche Innovationsangebote die ergebnisoffene Sammlung wertvoller Anregungen und Impulse. Da es sich bei diesen Angeboten noch um einen kleinen, aber sehr dynamischen und stark wachsenden Markt handelt, der bisher von einem freiwilligen und unentgeltlichen Engagement der Akteure geprägt ist, besteht für Unternehmen aus der Bodensee-Region die Möglichkeit, sich weltweit mit neuartigen Innovationsangeboten in einem Markt zu positionieren und zu etablieren, der vor allem die Pioniere häufig mit hohen Marktanteilen belohnen wird.

Die notwendigen Maßnahmen und nächsten Schritte

Die Vision einer eSociety Bodensee 2020 bietet der Region einen ausgezeichneten Rahmen für Innovationen. Insbesondere das zugrundeliegende Konzept der offenen Innovation besitzt ein viel­versprechendes gesellschaftliches Potential für die gesamte Bodensee-Region. Dies betrifft etwa eine Konkretisierung der Ziele, die Definition von Handlungsfeldern, die Analyse von Rahmen­bedingungen und Herausforderungen sowie die Entwicklung einer Umsetzungs­strategie. Insofern wirkt der Ansatz für die gesamte Region ganz im Sinne einer strukturbildenden Maßnahme.

Der erste wichtige Schritt für die Einleitung der hier skizzierten Aktivitäten sollte daher die Entwicklung einer genaueren Strategie für die eSociety Bodensee 2020 sein. Dazu sollen Erkenntnisse aus der nationalen und internationalen Forschung genutzt und konkrete empirische Erhebungen in der Bodensee-Region durchgeführt werden. Als Ergebnis wird eine Umsetzungsstrategie vorgelegt, die den Ausgangspunkt für weitere zielgerichtete Arbeiten in einem noch vorzubereitenden Programm “eSociety und Open Innovation” der IBH bildet. Im Einzelnen sind dazu von den Initiatoren mit diesem Antrag folgende Schritte und Arbeitspakete (AP) für den Förderzeitraum 2012, 2013 und 2014 geplant:

AP1: Offene gesellschaftliche Innovation aus ganzheitlicher Sicht

  • Erarbeitung einer gemeinsamen Definition von offener gesellschaftlicher Innovation
  • Bestimmung der Aktionsfelder offener gesellschaftlicher Innovation

AP2: Anforderungsanalyse für offene gesellschaftliche Innovation

  • Anforderungsanalyse aus offener gesellschaftlicher Innovation
  • SWOT-Analyse zu einer offenen gesellschaftlichen Innovationskultur

AP3: Skizzierung eines Leitfadens für offene gesellschaftliche Innovation

  • Akteursanalyse
  • Skizze eines Baukastens für offene gesellschaftliche Innovation
  • Skizze von Nutzungsszenarien für offene gesellschaftliche Innovation
  • Erstellung einer „Strategie eSociety Bodensee 2020“
  • Whitepaper mit Leitfaden zur offenen gesellschaftlichen Innovation

AP4: Pilothafte Umsetzung von ersten eSociety Open Innovation Projekten

AP5: Evaluierung von offener gesellschaftlicher Innovation an Hand der Piloten

  • Befragungen von Bürgern, Politikern und Verwaltungsmitarbeitern
  • Evaluationsberichte zu jeder begleiteten pilothaften Umsetzung aus AP4

AP6: Nachhaltigkeit: Wissenstransfer der gesammelten Erkenntnisse

  • Beiträge zu wissenschaftlichen Konferenzen und in wissenschaftlichen Fachzeitschriften
  • Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in regionalen Zeitungen und Medien
  • Diverse Workshops mit externen Wissenschaftlern zum Netzwerkausbau
  • Diverse Wissenstransfer-Workshops mit der Internationalen Bodenseekonferenz

Ein Gedanke zu „Projekt

  1. Pingback: FHS eSociety Blog » eSociety Bodensee 2020 wird an der One Stop Europe präsentiert

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